Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Vaihingen
„Der mangelhafte Zustand des Feuerlöschwesens in unserer Stadt veranlasste schon im Jahre 1849 eine Anzahl Bürger, der Gründung eines Freiwilligen Feuerwehr- oder Pompiers-Corps (Lösch- und Rettungsmannschaft) näher zu treten. Zu diesem Zweck erließ Stadtschultheiß Redwitz am 22. Oktober 1849 (Enz-Bote 1849 Nr. 125) einen öffentlichen Aufruf, in welchem es hieß, die städtischen Behörden seien nicht abgeneigt, eine derartige Anstalt, wenn sie sollte ins Leben gerufen werden können, mit materiellen Mitteln zu unterstützen. Zur Ausführung gelangte die Sache jedoch nicht." (Korpssekretär C. Carle, 1909)
Wie die Aufzeichnungen aus dem Jahr 1909 belegen, war der Aufruf des Stadtschultheiß Redwitz nicht von Erfolg gekrönt, da die „städtischen Behörden und die Amtskörperschaft sich weigerten, die hierzu notwendigen Mittel zu bewilligen."
5 Jahre später, ausgelöst durch einen gewaltigen Brandfall in Hohenhaslach, wurde ein neuer Versuch unternommen, das Feuerlöschwesen im Bezirk zu verbessern -. Die Amtskorporation bestellte in der Fabrik von Karl Metz in Heidelberg eine Feuerlöschmaschine, welche „Spritze und Wasserzubringer zugleich war". In der darauf folgenden Zeit scheiterten diverse Versuche, eine Feuerwehr zu gründen. Die Feuerlöschmaschine musste während dieser Zeit von bezahlten Mannschaften bedient werden. Noch einmal weitere 5 Jahre dauerte es, bis der „Mechanikus Gottlieb Mack" am 1. Juli 1859 einen Aufruf zur Gründung einer Feuerwehr erließ (Enz-Bote 1859, Nr. 53). Auch hier war der Anlass ein kurz zuvor in der Stadt ausgebrochener Brand. Der Aufruf richtete sich vor allem an die jüngeren Bürger, welche ihren Gemeinsinn dadurch zeigen sollten, dass sie sich „nicht länger von einer Sache fern halten, die den schönen Wahlspruch führe: ‚Gott zur Ehr, dem nächsten zur Wehr!'"
Dieser Aufruf hatte endlich Erfolg, und so konnte Gottlieb Mack dem Stadtrat bald die Anmeldung von 60 Mann melden, was unter Zurechnung der bereits früher als Steiger tätigen, sowie der Bedienungsmannschaften des Wasserzubringers, zu einer Mannschaftsstärke von ungefähr 100 führen würde, was für den Anfang, seiner Meinung nach, reichen sollte. Zu den 177 fl. 14 kr. welche von verschiedenen Zünften für die Sache gespendet wurden, legte die Stadt selbst noch einmal 500 fl.
Am 25. August 1859 fand eine Bürgerversammlung statt, in welcher über die Form der zu gründenden Feuerwehr beraten wurde. Der „freie Vaihinger Bürgersinn" wählte die Form der Freiwilligen Feuerwehr, da hierbei nicht Zwang und Bevormundung, sondern selbstverspürtes Pflichtgefühl und Lust zur Guten Sache Antrieb sein sollte. Eine gewählte Kommission entwarf daraufhin Statuten, welche zur Prüfung und Begutachtung dem Kommandanten der Stuttgarter Feuerwehr geschickt wurden. Außerdem wurden diese auch in den hiesigen Lokalblättern zur Beurteilung veröffentlicht. Am 9. Oktober 1859 fand im Bürgersaal des Rathauses erneut eine Bürgerversammlung statt, welche zahlreichen Zuspruch erhielt. Mit nur wenigen Änderungen, die auf Anregung des Stuttgarter Kommandanten einflossen, wurde den Statuten der Feuerwehr zugestimmt. Da diese im Folgenden auch vom Gemeinderat angenommen wurden, fehlte nur noch die Zustimmung der Kreisregierung. Da die jedoch voraussichtlich noch längere Zeit nicht zu erwarten war, wurde am 4. November in einer vorläufigen Abstimmung der Oberamtswerkmeister Wilhelm Friedrich Linck zum Kommandant, und wenig später Steinhaueroberzunftmeister Johannes Hoffmann zu seinem Adjutant gewählt. Die neugegründete Feuerwehr bestand aus 4 Zügen, welche von je einem Zugführer befehligt, und deren Wahl am 8. Dezember durchgeführt wurde. Zugführer des 1. Zuges mit 21 Mann, die Arbeitsmannschaft der Einreißer, wurde Metzgermeister Friedrich Kornbrust. Den 2. Zug mit den 32 Mann der Rettungsmannschaft befehligte Kaminfegermeister Carl Lutz. Zugführer des 44 Mann starken 3. Zuges mit der Spritzenmannschaft wurde Mechanikus Gottlieb Mack. Bierbrauer Friedrich Rieger schließlich führte den 4. Zug mit den 22 Mann der Schutzmannschaft an. Zum Arzt der neugegründeten Feuerwehr wurde Dr. Fischer, zu dessen Stellvertreter Wundarzt Otto Bandtel gewählt. Kaufmann und Konditor Christian Seeger wurde Kassier, Rotgerber Johannes Bräuninger Corpsdiener. Magazinverwalter war Dr. Schmidt.
Eingekleidet wurde die gesamte Mannschaft in grauen Drillich mit schwarz – rot wollenem Gürtel. Hinzu kamen schwarzlackierte Lederhelme oder solche aus Sturzblech, die Offiziere und deren Stellvertreter hatten welche aus Messing.
Auf Veranlassung der Vaihinger Frauen und Jungfrauen wurde am 16. September 1860 eine Fahne samt gesticktem Bandelier gestiftet und eingeweiht. Das Fest zu diesem Anlass endete mit einem Defizit von 71 fl. 7 kr., was nicht zuletzt auch daran lag, dass Pulver für 19 fl. verschossen wurde.
Zu diesem Zeitpunkt konnten die Männer der Feuerwehr folgende städtische Feuerlöscheinrichtungen benutzen: 1 Handspritze, 3 Hakenleitern, 4 Rettungssäcke, 1 großer und 1 kleiner Feuerhaken, 1 lange und 1 kurze Gabel, 6 Butten, 4 Tragbähren und 2 Schapfen. Weiter standen 1 Abprotzspritze mit Saugvorrichtung und Schläuchen, 1 Handspritze, 1 Zimmeraxt und 1 Pickel von der Amtskorporation zur Verfügung. Trotzdem fehlten noch dringend einige Geräte. Der Kostenvoranschlag für eine Buttenspritze, leinene Zuber und Feuereimer, sowie diverses andere Gerät belief sich auf 891 fl. 32 kr.
Bis zum 1. Januar 1863 wurden für die Gründung stolze 2432 fl. 36 kr. ausgegeben. Damit war die Entwicklung der Freiwilligen Feuerwehr in Vaihingen nicht mehr aufzuhalten. Und die Arbeit der Feuerwehr zeigte positive Ergebnisse. Der letzte größere Stadtbrand datiert vom 23. August 1874.